Veranstaltung
So lautete der Titel der Informationsveranstaltung der Freien Demokraten Passau-Land im Golfrestaurant „Grüne Ente“ in Bad Füssing.
Kreisvorsitzende Bettina Illein führte anhand von Beispielen aus ihrer Praxis als Strafverteidigerin in das Thema ein. Gerade junge Menschen würden Ihrer Erfahrung nach viel zu leichtsinnig sehr private Fotos über Datendienste wie WhatsApp, Facebook Messenger und Co versenden. Als Referent konnte der der Datenschutz und IT Experte Jimmy Schulz gewonnen werden. Der 1968 geborene Münchner studierte als Gaststudent an der University of Texas American Government and Marketing, sowie Politikwissenschaft in München, womit er den Titel Diplom Politologe führt. Bereits während des Studiums arbeitete er für diverse IT Unternehmen. 1995 erfolgte seine Gründung der CyberSolutions GmbH als Internet Dienstleister und Softwareschmiede, 2000 folgte der Börsengang mit der Mutterfirma Telesens AG. Heute ist Schulz geschäftsführender Gesellschafter der CyberSolutions Ltd., Firmensitz Riemerling/Hohenbrunn. 2009 bis 2013 war er Mitglied des Deutschen Bundestages für die Freien Demokraten und stellt sich auf Platz 4 der Landesliste zur erneuten Wahl Bundestag 2017.
Der Experte führte sodann auch gleich in die erschreckende Welt von „Big brother is watching you“ anhand des Beispiels google ein. Eine Befragung der zahlreichen Zuhörer ergab, dass nahezu jeder google oder googlemail schon benutzt hat oder regelmäßig nutzt. Aber keiner der Anwesenden hatte die etwa 80 seitigen allgemeinen Geschäftsbedingungen des Konzerns mit Firmensitz in den USA gelesen. Da würden die Nutzer nämlich unwissentlich der Verwertung der Daten zustimmen. Er selber habe sich mit seinem Geschäftspartner den Spaß erlaubt, nach Brautkleidern zu googeln. Postwendend erhielten er und sein Partner Werbung für solche, obwohl weder er, noch sein Partner tatsächlich Bedarf an einem Brautkleid hatten. Google lese Gmails auch mit, so der Experte. Denn Google sehe in Googlemails Postkarten und keine privaten Nachrichten, schließlich habe der Nutzer in den allgemeinen Geschäftsbedingungen zugestimmt, dass Privatnachrichten ausgewertet werden dürfen.
Bis vor vier Jahren sei WhatsApp gar nicht verschlüsselt gewesen. Jeder mit einem Hauch Ahnung konnte alle Nachrichten und Fotos von Whatsapp Nutzern abfragen. Auch heute noch würde jeder einzelne WhatsApp Nutzer gegen Deutsches Recht verstoßen. Denn um WhatsApp nutzen zu können, müsse man den Zugriff auf Kontakte und Telefonnummern erlauben. Dies ist nach Deutschem Recht aber nur nach Zustimmung des Betroffenen rechtens. Die erfragt freilich keiner. Daher verfüge WhatsApp über eine Datenbank, die weltweit die Telefonnummern der gesamten handynutzenden Menschheit speichert.
Als weiteres Überwachungsbeispiel nannte Stephan Schulze-Aissen bild.de. Wenn man einen Bericht bei Bild.de online lese, würden dies 250 Unternehmen mitverfolgen. Blockiere man dies, könne man auch kein Bild.de mehr lesen. Die sichtlich erschütterten Zuhörer fragten nach Möglichkeiten, die eigene Privatsphäre in modernen Zeiten noch zu schützen und legal zu kommunizieren. Schulz holte fachlich fundiert von den ersten Verschlüsselungsmethoden Assyrer, Caesar Schlüssel, Enigma Maschine bis zur aktuell sichersten Methode der PGP Verschlüsselung, die u.a. der Deutsche Bundestag, wie auch Edward Snowden nutzt aus und erläuterte diese. Telgram sei das russische WhatsApp. Threema mit Sitz in der Schweiz gelte als sicher, sei aber nicht „open source“, d.h. lasse sich nicht überprüfen, ob es sich selber nicht eine Hintertüre auf gelassen habe. Ferner sei Threema nur auf einem Gerät nutzbar. Wire.com mit Sitz in der Schweiz, in Berlin entwickelt, sei komplett open source und auf bis zu 10 Geräten synchron nutzbar, verschlüsselte Telefonie sei möglich und zwar auch im Rahmen von Telefonkonferenzen mit bis zu 128 Teilnehmern, end to end Verschlüsselung gegeben. Kreisvorsitzende Illein fragte nach der Sicherheit der SMS via Telekom. Schulz informierte, dass sobald eine Übertragung per LTE oder UMTS nicht möglich sei, also eine Übertragung über das Funknetzwerk erfolge, keine end to end Verschlüsselung erfolge und jeder mitlesen könne. Daher würden gerne Störsender verwendet. Jedes Gerät falle dann auf das Funknetzwerk zurück, Gespräche seien problemlos abhörbar.
In ihrem Schlusswort bedankte sich Kreisvorsitzende Illein für die, wenngleich auch schockierenden Informationen, die letztlich jeden Nutzer moderner Kommunikationsmittel betreffen würden. Der Datenschutzexperte stand an diesem Abend noch lange für Fragen zur Verfügung.
Im Bild von links: Heribert Eglseder, Bärbel Armknecht, Mario Ecker (hinten), Heinz Münzberg, Martin Probst, Carmen Brücher, Jimmy Schulz, Bettina Illein, Hansi Brandl, Sandra Brandl, Josef Zormeier